Haus im Springergässchen

Domviertel, Augsburg
2012

Unter Bischof Ulrich war Augsburg um 955 n.Chr. von einer ersten steinernen Ummauerung gegen zum Schutz vor den Reiterhorden der Ungarn umgeben worden. Im Spätmittelalter wuchsen Stück für Stück Wehrtürme hervor. Elias Holl erhöhte Anfang des 17. Jahrhunderts diesen Mauerabschnitt um 10 Schuh, das entspricht etw einem Geschoß. 1866 wurde die Festungseigenschaft Augsburgs aufgehoben, die Stadtmauer abgebrochen oder der privaten Nutzung überlassen. Mit der historischen Stadtmauer als Fundament entsteht ein Häuserzug. Unter Einbeziehung eines Wehrturms wurde 1885 das Mietshaus Springergässchen 12 errichtet. Es nutzt die Turmgeschoße, um niveaugleich die Wohngeschoße des Hauses anzuschließen. Mit massiven Schäden überstehen Haus und Turm als eines der wenigen die Bombadierung Augsburgs 1945, die gründerzeitliche Fassade geht jedoch verloren. In den darauf folgenden Jahren bewahren fehlende Mittel der Bewohner das Gebäude vor Verunstaltungen der Nachkriegszeit, in der die Denkmalpflege kaum Stellenwert hatte.

Die 2013 abgeschlossene von bachhuberarchitektur vorgenommene Sanierung brachte die ursprüngliche Form der Turmspitze und die Renaissance-Rustika im erdgeschoßigen Bereich des Turm zum Vorschein. Durch das Auffinden einer Feuerstelle wurde die frühe Wohnnutzung des Turms nachgewiesen. Mit Sanierung und Umbau wurden mehrere Ziele verfolgt: Zum einen stand das Herausschälen der ursprünglichen Baustruktur und die zeitgemäße Fortschreibung der Architektur im Vordergrund. Im Zuge dessen wurden die historischen Böden, der Stuck, und die ca. 130 Jahre alten Fenster und Türen mit aus Horn gedrechselten Griffen saniert und durch neue Terrazzoböden, Holzdielenböden ergänzt. Eine weitere Intention war die Sichtbarmachung der Bau- und Nutzungsgeschichte durch die Integration der Renaissance-Rustika, aufgedeckter Wandmalereien sowie 500 Jahre alten ehemaligen Außenputz des Turms in die Wohninnenräume als auch die Sichtbarmachung alter Ziegelstrukturen, ehemaliger Öffnungen zu den Wehrgängen. Die Anbringung der für die Gliederung wichtigsten Gesimse erhielt die Fassade ihre Achsen zurück, die Turmfenster wurden auf das historische Erscheinungsbild zurückgenommen und vereinheitlicht. Die Fassade wurde mit dem Prinz-Fonds-Fassadenpreises der Stadt Augsburg ausgezeichnet. Neben der Freilegung der Spuren wurde neuer Wohnraum mit modernem Wohnkomfort und zeitgemäßer Haustechnik geschaffen, wie beispielsweise im Turm ein doppelgeschoßiger Raum mit Galerie unter der Aussichtsplattform.

Fotografie
Eckhart Matthäus

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