Badehäuschen am Seeufer

Riederau am Ammersee
in Arbeit

Badehaus Die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert gilt als Zeit der Entdeckung von Seeufern als erlebte Naturqualität. Zuvor als minderwertig angesehene landwirtschaftliche Wiesen mit durch das Seeufer schlechter Bodenqualität wandeln sich zu begehrten Grundstücken, die von Gutverdienern, Industriellen und Künstlern aus dem Münchner Raum erworben werden.

So geschieht es auch mit dem hier vorliegende Grundstück am Seeufer des Ammersees, das 1901 von einem Münchner Weinhändler erworben wird. Die originalen Bauantragspläne der damaligen Zeit zeigen den Entwurf eines kleinen freistehenden Schlösschens. Dieses wird jedoch um 1904 ohne die geplante Fassade erbaut – es entsteht schließlich ein Landhaus und über das Grundstück verteilt einzelne Nebengebäude – ein Schafstall, ein Waschhaus, ein Bootshaus und ein Aussichtspavillion. In den 80er Jahren wird es in einen Bebauungsplan eingebunden, der vorsieht, dass Wohnflächen nur um das bestehende Haus angesiedelt werden dürfen und den ursprünglichen Entwurf des Landhauses als freistehenden Solitär missachtet.

2019 wird das Grundstück mitsamt aller Einzelgebäude neu erworben und zum Einzeldenkmal erklärt. Mit unserer Planung konnten wir eine vorhabensbezogene Änderung des Bebauungsplans bewirken, die Erweiterungsmöglichkeiten flächengleich auf das gesamte Grundstück verteilt. Somit kann der Grundcharakter des Landhauses als freistehender Solitär erhalten bleiben. Eine neu geplante Gruppe von Nebengebäuden, die durch die Verwendung von Holz als Fassadenmaterial ihre Zugehörigkeit zeigen, ordnen sich im Hintergrund unter.

Eines der Nebengebäude ist das Badehaus, das Dusche, WC und Toilette beinhaltet. Im Uferwäldchen zwischen Bäumen positioniert ist es leicht wie eine Umkleidekabine aus Holz, die in die Natur gesetzt wurde und zur Hochwassertauglichkeit mit sichtbarem Abstand zum Boden errichtet wurde. Die blau-weiß gestreifte Deckleistenschalung nimmt Bezug zu den blauen Fenstern des Landhauses sowie der Holzfassade der übrigen Nebengebäude. Ein Bandfenster aus Stahl ermöglicht natürlichen Lichteinfall von oben und den Blick in die Bäume. Im Innenraum wird durch die Wandverkleidung aus Zirbenholz durch die Haptik und den Geruch des Holzes eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen. Der natürliche Steinboden soll den Bezug zur Natur weiter hervorheben.

Fotografie
Felix Finger, Stefan Rieger

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